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Category: Sexualität

Gradmesser der Freiheit: Der Umgang mit der Sexualität

Gradmesser der Freiheit: Der Umgang mit der Sexualität


Der Umgang mit der Sexualität in der Gesellschaft ist ein zuverlässiger Indikator für den Grad der Freiheit in einer Gesellschaft.

Je mehr sich Tabus und in der Folge meist Vorschriften gegen irgendwelche Aspekt des öffentlichen Erscheinens der Sexualität entwickeln, desto mehr sind auch andere Freiheiten der Individuen einer Gesellschaft bedroht. Das betrifft

  • sexuelle Präferenzen (Homosexualität, Genderwahl),
  • sexuelle Dienstleistungen (Prostitution),
  • Sexualpraktiken und
  • Öffentlichkeit der Sexualität (Nacktheit und „Pornografie“ im weitesten Sinne).

Kein Wunder, dass beispielsweise die Ächtung der Homosexualität immer auch mit Einschränkungen der Meinungsfreiheit einhergeht. Tatsächlich ist sie nichts anderes als eine Einschränkung der Meinungsfreiheit!

In den 70er-Jahren des letzten Jahrhundert ist die Sexualität in den Gesellschaften Europas und den USA weitgehend enttabuisiert worden, was sich auch in der Rechtssprechung der betroffenen Länder niedergeschlagen hat. Aufgrund der patriarchalen Struktur unserer Gesellschaften hat diese Enttabusierung parallel mit der Entwicklung des Internets zu einer gewaltigen Kommerzialisierung der Sexualität geführt.

Vordergründig als Reaktion auf diese Kommerzialisierung wird die Erscheinung der Sexualität in der Öffentlichkeit seit Beginn des neuen Jahrhunderts in der Öffentlichkeit wieder mehr und mehr reglementiert:

  • Die Öffentlichkeit der Homosexualität wird in verschiedenen Ländern eingeschränkt (Russland und Osteuropa);
  • Die Prostitution wird reglementiert (Einschränkung der Strassenprostitution) oder für Konsumenten verboten (Westeuropa);
  • Alterslimiten für die sexuelle Betätigung werden erhöht (Westeuropa);
  • Vorschriften bezüglich der Darstellung in öffentlichen Medien (TV, Zeitschriften, usw.);
  • Nacktheit und Freikörperkultur werden eingeschränkt.

Hintergund dieser neuerlichen Einschränkungen der Sexualität sind in erster Linie patriarchale Reaktionen unter anderem auch aufgrund transkultureller Veränderungen in Westeuropa. Statt die patriarchalen Ursachen zu analysieren und zu bekämpfen, wird die neuerliche Tabuisierung und Reglementierung euphemistisch mit diffusen Schlagwörtern wie „Jugendschutz“, „Würde (der Frau)“, „Ästhetik“ begründet.

Der Kampf um sexuelle Freiheiten ist ein Kampf um Freiheiten generell oder wie der Wissenschaftler Erwin Haeberle sagt: „Ohne sexuelle Freiheit keine Demokratie“

Mai 7, 2015